Ein Abend introvertierter und extrovertierter Intensität

GOD-Events präsentiert ein dreiteiliges Event im Alten Wasserwerk


William Niese ist mit seiner Agentur „GOD-Events“ im Raum Hildesheim zu einer wichtigen Institution im Konzertwesen geworden. Auch die Zusammenarbeit zwischen dem Kulturbrunnen und ihm führte bereits zu zahlreichen interessanten Veranstaltungen.

Die junge Sängerin und Pianisten Nina Luttmann, Preisträgerin beim diesjährigen „Hört! Hört!“-Finale in Hildesheim, eröffnete den Abend mit Kompositionen aus eigener Feder. Mit Texten und Melodien, die alles andere als flach sind. Die natürlich (im wahrsten Sinne des Wortes) von Liebe handeln – „I’m afraid of love“ – , aber mit derselben Selbstverständlichkeit Gesellschaftsprobleme fokussieren – „No one loves to see what humans do to humans“. Tiefsinnig, nachdenklich, bei englischen Texten bisweilen an einen weiblichen Neil Young erinnernd. Ein Wechsel zwischen Harmonie und Disharmonie auch in ihrer Klavierbegleitung – das passt. Das allmähliche Einschleifen auf die genaue Intonation bei längeren Vokalen oder beim schwierigen Wechsel von Brust- auf Kopfstimme erinnert bisweilen an den Britpop der 90er.

Es folgte „Sst – Ein Tanzstück!“ aus dem Bereich Theater und Tanz. Die Darstellerin, Pia Kröll, studiert derzeit Theater, Tanz, Performance und Literatur an der Universität Hildesheim. Auf einem Stuhl sitzend, Wassergurgeln im Hintergrund, scheinen sich ihre Gliedmaßen zu verselbständigen. Die Akteurin hat Mühe sie zu kontrollieren, scheint unangenehm Berührendes abwehren zu müssen. Es folgt eine Phase der Ruhe, dann erwecken auf Stativen stehende Lautsprecher – Wesen – ihre Neugier. Sie fühlt sich hingezogen, begehrt Aufmerksamkeit. Doch ihre Bemühungen scheinen vergeblich: Wut, Zerstörung. Ruhe, irgendwann „Luna“; überirdisch. – Großer Applaus für eine eindrucksvolle Performance.

Der dritte Act: R.A.N.. Dahinter verbirgt sich der Hildesheimer Songwriter Ralf Neite. An seiner Seite: Juliane Steinmann – Gesang, Bratsche und Melodica. Der Abend im Alten Wasserwerk wird nun noch intensiver und lauter – nur akustisch, und niemals unangenehm. Etwa so wie bei Richie Havens’ „Freedom“ in Woodstock, der seine Botschaft mit beeindruckender Authentizität aber alles andere als leise herüberbringt. Manchmal geht es eben nicht leise. R.A.N. im Wasserwerk: sozialkritische Texte, perkussive Gesangsmomente wie bei Grönemeyer, offene Gitarrenakkorde als wunderbarer Kontrast zum reinen Dur-Moll, leidenschaftlich, beseelt und voller Poesie, garniert mit einfühlsamer instrumentaler und gesanglicher Begleitung von Juliana Steinmann.

Text und Bilder: Hans-Jürgen Niemann

Nina Luttmann



Pia Kröll



Juliane Steinmann u. Ralf Neite

Juliane Steinmann u. Ralf Neite