Upcyclingkünstler Henning Erbs im Algermissener Kulturbrunnen – Ausstellung und Lesung


„Ein Linkshänder, dem man das Rechtsschreiben beibringen wollte“


Von seinen Freunden wird er nur „Erbse“ gerufen: Seit 2012 beschäftigt sich Henning Erbs mit Gefundenem und Geschenktem, mit Dingen, die entsorgt wurden und denen er neues Leben einhaucht. Seine Ausstellung am 14. Oktober 2017 im Algermissener Kulturbrunnen zeigte circa 30 seiner insgesamt 150 Exponate, die seinen Blickwinkel aufzeigen – „und die persönliche Betrachtungsweise von Dingen, die Andere nicht mehr wollten.“

Seine Ausstellungsstücke repräsentieren einen Querschnitt seiner Arbeiten. So findet ein mit Textmarker colorierters Bildnis von Dürer genauso seinen Platz in der Ausstellung wie zusammengepresste Dosen in einem Stillleben mit dem Titel „Alles ausgepresst“ oder rostige Sägeblätter auf Holz. Eine Inspiration, zum Beispiel „ein Dürer-Portrait mit Textmarker zu colorieren“, versetze ihn in eine andere Sphäre, berichtet Erbs.

Seine anschließende Lesung beschränkte sich auf das Zitieren von allerlei Texten und Gedichten. Dabei verwendete er Passagen aus Andersens Märchen „Die Prinzessin auf der Erbse“ genauso rückhaltlos wie Texte von Loriot, Herbert Grönemeyer, Martin Walser und Wilhelm Busch – Bruchstücke, die er in den letzten Jahren aus diversen Magazinen, Zeitungen und Songtexten zusammengetragen hat. Vieles davon könnte Spekulationen auf selbst Erlebtes zulassen, solle aber ein Geheimnis des Künstlers bleiben.

Und ja – das Spielen mit Sprache ist ihm wichtig. Einige dieser Wortspielereien finden letztendlich einen Platz in seinen eigenen Reimen. Allein das Wort Stollen lasse drei gänzlich verschiedene Interpretationen zu: Stollen als Weihnachtsgebäck, Stollen als Begriff im Bergbau und die Stollen, selbsterklärend nicht nur für Fußballfans. Die scheinbar unstrukturiert gesammelten und vorgetragenen Texte ließen im Kopf des Zuhörers viel Raum für eigene Gedanken und Abstraktionen – und für die spannende Suche nach dem roten Faden.

Text und Bilder: Petra Schröter