„Yannik Nouveau, Niese & Timo Brülls“ und das Duo „freiMinute“ im Alten Wasserwerk

Der erste Set des Konzerts hatte etwas Sessionhaftes. Aber man war ja schließlich „unter Freunden“, wie es William Niese formulierte, und so herrschte auch Wohlwollen im gut besetzten Wasserwerk, wenn es im Zusammenspiel des Trios einmal nicht harmonierte. Mit Yannik Nouveau, Niese und Timo Brülls hatten sich unterschiedliche musikalische Charaktere zusammengefunden, was sich für ein eher spontanes Zusammenwirken nicht immer als hilfreich erweist. Es bleiben also die nicht minder wichtigen individuellen Stärken der Musiker: hier geriet das hochvirtuose, bravourös akzentuierte RAV Drum-Solo unter den Händen von Timo Brülls zum Highlight, denn genau hier entstand jener musikalische „Flow“, der sich auf das Publikum übertrug, hier führten interessante dynamische Entwicklungen zum Musikerlebnis. Auch Yannik Nouveau sorgte mit seinen bewegenden Songtexten, seiner charakteristischen Stimme und Intensität wiederholt für Begeisterung im Saal.

 

„Musik ist einfach alles im Leben“, dieser philosophische Ansatz der Sängerin Arwen Schweitzer und des Gitarristen Vitalij Engbrecht scheint ihrem Lebensgefühl überzeugend zugrunde zu liegen, was im Übrigen auch der hervorragende musikalische Eindruck unterstreicht, den sie beim Publikum im zweiten Set des Abends hinterlassen haben. Das Duo entstammt der mehrköpfigen Band „freiMinute“. Arrangements größerer Besetzungen einem Duo mit nur einem Begleitinstrument anzupassen, gehört zu den eher schwierigeren Herausforderungen und setzt Versiertheit beim Instrumentalisten voraus.

 

Vitalij Engbrecht erwies sich als Meister der Gitarre und dem großartigen Gesang Arwen Schweitzers ebenbürtig. Die Bandbreite seiner Gitarrenbegleitung schien unerschöpflich, ob perkussiv oder dem Harfenklang Andreas Vollenweiders ähnelnd, ob per Fingerpicking oder Tapping, ob mit Flageoletttönen oder erweiterter Harmonik angereichert. Immer in Bewegung und immer im Blickkontakt mit Arwen Schweitzer, deren Gesang stimmgewaltig, charmant und natürlich ist. Das Vibrato setzt sie gezielt und angenehm unaufdringlich ein. Ihr warmes Timbre bewältigt mühelos Höhen und Tiefen, geht souverän mit Registerwechseln um. Ihre Vitalij gewidmete Komposition „Vogelfrei“ scheint mit dem Wechsel zwischen 3/4+5/4 Takt und Walking Bass symptomatisch für die Klasse der Songs von „freiMinute“ zu sein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Text und Fotos: Hans-Jürgen Niemann